Bamberg-Open: Christian Zimmer erspielt sich WM-Norm

Unserem Christian gelang beim 5-tägigen Bamberg-Open eine nie für möglich gehaltene Leistungsexplosion. Ersten Berechnungen zufolge lag seine Turnierleistung bei unglaublichen 1701. Das bedeutet in der Altersklasse U10 eine WM-Norm.

Eigentlich sollte es nur ein Übungsturnier werden, bei dem sich unsere Nachwuchsspieler Zug um Zug an hochklassiges Turnierschach gewöhnen. Sich auf mehrstündige Partien und weitaus stärkere Gegner einlassen. Dabei aus Niederlagen lernen und mit der Herausforderung wachsen. Soweit die Theorie.

Dass dies auch völlig ad absurdum geführt werden kann, demonstrierte Christian mit einer wahren Entgleisung nach oben. Obwohl seine 7 Gegner (alle zwischen 1600 und 1700) nach menschlichem Ermessen außer Reichweite lagen, verlor er nur eine einzige Partie (und die äußerst knapp). Mit 4/7 belegte er am Ende Rang 34 von 90 Teilnehmern (gesetzt war er an 78).

Mit diesem Ergebnis erspielte er sich eine WM-Norm (>1600 in einem 7-rundigen Turnier für die AK U10). Sollte er >1600 bis August ein zweites Mal schaffen, bekäme er einen Startplatz bei der U10-Weltmeisterschaft in Weifang/China. Außerdem kassierte er sein erstes Preisgeld in Höhe von 100 € in der Kategorie bester U-1400-Spieler. Natürlich verzeichnete er auch den höchsten DWZ-Zuwachs (+232) aller Spieler.

Maxi stand damit zwar im Schatten seines jüngeren Bruders, doch auch er bot eine ordentliche Leistung. Mit 2,5/7 erreichte er den 75. Platz, wobei er seine zuletzt erreichte DWZ über 1300 verteidigen konnte.

Hier einige Partien von Christian:

Helmut Ische (1657) - Christian Zimmer (1235) 0-1

6. Runde

1.e4 c5 2.a3 Sc6 3.b4 (Weiß spielt das Sizilianische Flügelgambit) cxb4 4.axb4 Sxb4 5.d4 g6? (zu schematisch, nun bekommt Weiß anhaltenden Entwicklungsvorsprung; besser wäre 5...d5! und Weiß hat nichts für den Bauern) 6.c3 Sa6 7.Lf4 Lg7 8.Sa3 Sf6 9.Df3 d6 10.h3 (gegen 10...Lg4 gerichtet, besser wäre vielleicht 10.e5!?) 0–0 11.Ld2 Dc7 12.Ld3 Ld7 13.Se2 Tac8 14.0–0 Lc6 15.Tfc1 Db8 (Schwarz steht sehr passiv, aber die Stellung hält) 16.Tcb1 Dc7 17.c4 (Weiß lässt sich auf die angebotene Zugwiederholung nicht ein) Sd7 18.Lc3 Sb6 19.Sb5 Db8 20.d5?! (nun kann Schwarz viel abtauschen und den Mehrbauern verteidigen) Lxb5 21.Lxg7 Kxg7 22.Txb5 Tc5 23.Tbb1 Dc8! (jedoch nicht 23...Sxc4?? wegen 24.Lxc4 Txc4 24.Txa6! - das hat Christian schön gesehen) 24.Dg3 Sxc4 (jetzt kann man den zweiten Bauern einsacken) 25.Lxc4 Txc4 26.Tc1 Txc1+ 27.Txc1 Dd7 28.Dc3+ (dass Weiß hier noch remis bietet, ist fast schon dreist; natürlich abgelehnt) Kg8 29.De3 Sc5 30.e5 (letzter Angriffsversuch) Te8 31.f4 b6 32.Sd4? (verliert den dritten Bauern) dxe5! (Weiß gibt auf wegen 33.Dxe5 Sd3 34.Dc7 Dxc7 35.Txc7 Sxf4 während auf 33.fxe5 einfach Dxd5 folgt). 0-1.

Christian Zimmer (1235) - Rüdiger Bartsch (1687) 1-0

7. Runde

1.e4 b6 2.d4 Lb7 (Schwarz spielt die Owen-Verteidigung, auf die Weiß mit natürlichen Entwicklungszügen antwortet) 3.Sc3 e6 4.Sf3 Lb4 5.Ld3 Sf6 6.e5 Se4 7.Ld2 Sxd2 8.Dxd2 f5 9.Le2 Sc6 10.a3 Lxc3 11.Dxc3 a5 12.Dd2 h6 13.0–0–0 Se7 14.Thg1 (bringt den Turm aus der gefährlichen Läuferdiagonale) g5?! (vielleicht wäre es der bessere Plan, gegen den lang rochierten König zu spielen) 15.h3 Sd5 16.g3! (auch lt. Fritz ein positionell ganz starker Zug; nimmt dem Springer das Feld f4) c6 17.Lc4 b5 18.Lxd5 cxd5 19.Se1! (wieder positionell sehr fein gespielt; der Springer soll über d3 nach c5; direkt in die Schwächen des schwarzen Lagers) Lc6 20.Sd3 De7 21.Sc5 Kf7 22.Tde1 (damit sich Schwarz nicht mittels e6 befreien kann) Thb8 23.g4 (es wird Zeit, die Königsstellung aufs Korn zu nehmen) f4 24.Dd3 (droht übel Dh7+) Kg7 25.f3 Lb7!? (opfert einen Bauern, um den Läufer zu aktivieren und für Gegenspiel zu sorgen) 26.Dxb5 Lc6 27.Dd3 Lb5 28.Dd2 a4 (damit b2 am Boden bleibt) 29.Tg2 Tb6 30.c3 Tab8 31.Dd1 Ta8? (überflüssiger Zug; besser wäre Lc4, da Weiß nicht auf a4 nehmen darf wegen Lc3) 32.Th2 Lc4 33.Teh1 (nun droht die Sprengung mittels h4) d6? (ein letzter Versuch, aber es ist schon zu spät) 34.exd6 Dxd6 35.Te1 (nimmt den rückständigen Bauern aufs Korn; gut wäre auch das sofortige h4) De7 36.Te5 Df7 37.De1 Kf6? (sicher nicht das Schlaueste den Bauern mit dem König zu decken, aber alle anderen Züge verlieren auch) 38.h4! (der entscheidende Hebel; nun fällt die schwarze Stellung auseinander) Ke7 39.hxg5 hxg5 40.Th6! (sogar noch stärker als das direkte Txg5). Schwarz hat genug gesehen. 1-0.

In der 3. Runde hatte Christian noch zu viel Respekt vor den Gegnern. Das (fast schon dreiste) Remis-Angebot im 35. Zug hätte er niemals annehmen dürfen. Nach 35...Db1 kann Weiß die Partie im Leben nicht mehr halten. Schon nach 33....d4!! hätte Weiß direkt aufgeben können (Fritz zeigt hier Vorteil für Schwarz +15)

Hans-Werner Schulz (1638) - Christian Zimmer (1235) 1/2-1/2

3. Runde

1.d4 d5 2.c4 c6 3.e3 Sf6 4.Sc3 e6 5.c5 b6 6.b4 a5 7.bxa5 bxc5 8.Sf3 cxd4 9.Sxd4 Dxa5 10.Ld2 Lb4 11.Dc2 0–0 12.Sb3 Db6 13.Le2 Lb7 14.0–0 Sbd7 15.Tfb1 Dc7 16.Sc1 La5 17.Sd3 La6 18.Sc1 Lxe2 19.S1xe2 Tfb8 20.Sd4 Sc5 21.Sb3 Lb4 22.Sxc5 Lxc5 23.Se2 Ld6 24.g3 Se4 25.Le1 Le5 26.Txb8+ Txb8 27.Tb1 Tb7 28.f4 Lf6 29.Kg2 Db8 30.Txb7 Dxb7 31.Kf3 g6 32.g4 c5 33.Da4 Sd6 34.Kf2 Lh4+ 35.Kf1 Weiß bietet remis 1/2-1/2

(Dr. Frank Zimmer)